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Napoli

Freitag, 30.3.2018, von Anzio nach Napoli (Kampanien)

Eigentlich wollte ich in Anzio noch einen Ruhetag einziehen. Weil aber die Wetteraussichten für die Ostertage nicht so optimal waren, entschloss ich mich zur Weiterfahrt. Also packen, auschecken und Bandito beladen. Der Wirt fragte mich, wo es den heute hingehe. Durch Napoli und in Salerno übernachten. Mein Plan wäre - wie in Rom - Napoli an der Küste entlang zu „umschleichen“ und dann noch gleich die „Amalfitana“ zu fahren. Ich sah sein leichtes Kopfschütteln. Was ist nicht gut an meinem Plan? Er antwortete:
- Die Küstenstrasse ist in einem schlechten Zustand und die Meersicht ist nicht optimal.
- Das Hafenviertel von Napoli würde ich meiden. Jedenfalls mit dem Motorrad. Ihr Gepäck ist in 0,0 Sekunden weg.
- Die Bucht von Napoli und den Vesuv können sie von der Stadt-Autobahn aus viel besser sehen.
Ich nahm das mal entgegen. Ist sicher so ein Schwarzmaler bezüglich Napoli und klauen. Konnte ja dann immer noch tun, was und wie ich will. Er sagte noch: Ich bin in Napoli aufgewachsen... (grübel, grübel und studier...). Er empfahl mir noch ein Hotel in Salerno, wo er gerade in den Ferien gewesen war. Ich fragte, ob er dort anrufen würde um zu fragen, ob noch was frei sei (Osterferien). Er rief sofort an und reservierte mir ein Zimmer. Da war mal die Frage der Übernachtung vom Tisch. Also losfahren und ab auf die Küstenstrasse. Ich hoppelte wie ein Osterhase von Schlagloch zu Schlagloch, und vom Meer sah ich fast nichts... Könnte es sein, dass der Einheimische das besser wusste als ich? Wie ist denn wohl das mit Napoli? Er muss es ja wissen. Nach 80 km verlor ich die Geduld und verliess die Holperstrasse in Richtung Hinterland. Super Landschaft mit vielen Felsformationen, die im Sonnenlicht in verschiedenen Farben leuchteten und darüber die Abruzzen, auf deren Gipfeln noch Schnee lag. Dann versuchte ich es auch mit der Stadt-Autobahn (man(n) wird lernfähig). Musste aber noch Pipi machen und steuerte einen Rastplatz an. Absolut voll. Es schien als würden die Italiener die Osterferien auf den Autobahnraststätten verbringen. Da kann ich jedenfalls meine Bandito mit Gepäck nicht einfach stehen lassen. Zwei Parkfelder weiter stand ein Biker und sah wohl meine Not, und bot mir an bei meinem Motorrad zu warten bis ich zurückkommen würde. Biker helfen sich halt gegenseitig. 
Das mit der Sicht auf die Bucht von Napoli und den Vesuv stimmte wirklich. Diese Etappe ging ja schlank über die Bühne. Bald war ich in Salerno und freute mich auf einen entspannten Nachmittag. Man soll den Tag nie vor dem Abend loben... mein Navi führte mich immer in die Hügel von Salerno und das Hotel sollte doch am Meer liegen. Nach gefühlten 25 Mal durch den gleichen Kreisel, die gleiche Strasse fahren und die gleichen Leute nach dem Weg fragen, wurde ich langsam sauer. Das mit dem coolen Nachmittag war mittlererweile Geschichte und ich wollte nur noch endlich ankommen und duschen. Also noch mal jemanden fragen. Der verstand meine Frage auch, erklärte mir aber den Weg so schnell wie ein Maschinengewehr und ich verstand nur „Bahnhof“. Englisch konnte er nicht. ABER, er habe einen Bruder der englisch spreche, er rufe den an. Was er auch sofort tat, dem Bruder das Problem erklärte und mir dann sein Handy gab, damit mir sein Bruder in englisch erklären konnte, wie ich fahren muss. Man stelle sich das in der Schweiz vor. Das klappte dann auch und ich war endlich am Meer und auf der Strasse, wo das Hotel sein sollte. Da standen zwei grinsende Typen und gaben mir Handzeichen zum Anhalten. Dann erklärten sie mir, dass ich es jetzt geschafft hätte und nur noch 2 km geradeaus fahren müsse und dann links das Hotel sehen werde. Ich hätte sie schon 2 mal nach dem Wege gefragt und sie hätten mich ziellos durch die Gegend fahren sehen. Grosses Lachen und Schulterklopfen. Extrem hilfreich die Leute hier. Irgend jemand sagt mir mal den Spruch: “Wer Meer hat, braucht weniger“. 
Ich würde das nach all meinen Erfahrungen hier, so ausdrücken:“Wer weniger hat, gibt mehr“. Mehr Empathie, mehr Hilfsbereitschaft und mehr Freundlichkeit gegenüber seinen Mitmenschen. 
Noch ein paar Impressionen vom Strand hier.  Vom Zustand der Anlagen und vom Dreck, der vom Meer angespült wird. Ob Fisch essen wirklich so gesund ist? Oder der singende Tankwart, der seine Arbeit mit einer Fröhlichkeit erledigt, die für uns kaum vorstellbar ist.
Oder die Verkäuferin am wunderschönen Früchtestand, die für eine Banane 35 Cent verlangte und weil ich nur eine 5 Euronote hatte, sie mir die Banane schenkte!